Clemens Brodkorb und Christoph Kentrup SJ

Georg von Sachsen / Kronprinz - Priester - Jesuit

Kronprinz - Priester - Jesuit

Verlag F. W. Cordier, Heiligenstadt 2004


   
 

 

"Liebe ist das Gebot der Stunde..."

Pater Georg von Sachsen: Seelsorger in schwieriger Zeit / Wegweiser in Sachen Ökumene

Den Weg zum Priestertum und hin zum Ordensleben nahm ihm in Sachsen mancher übel, einige sprachen sogar von Verrat. Für Kronprinz Georg von Sachsen waren beide Schritte jedoch immer mehr, als nur eine Konsequenz auf den Thronverzicht, den er in der Wallfahrtskirche Rosenthal für sich persönlich leistete. Jetzt widmet sich ein kleines Buch den Motiven Georgs, seinem Leben, seinen Ambitionen und seinen Wirkungen. Erscheinen ist es im F. W. Cordier-Verlag Heiligenstadt.

Grundlage der Schrift ist das Gedenken, dass im vergangenen Jahr aus Anlass des 50. Todestages von Georg von Sachsen in Dresden stattfand. Die Initiative dazu ging von der Norddeutschen Provinz der Gesellschaft Jesu aus, der Georg einst angehörte und die in Dresden-Hosterwitz seit den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts eine Niederlassung mit dem Exerzitienhaus Haus Hoheneichen unterhält. Auch dieses ist mit Georg verbunden, war es doch seine Tante und Vertraute - Prinzessin Maria Immaculata von Sachsen - die es 1921 stiftete. Die Texte des neuen Buches stammen von Clemens Brodkorb, der einen Vortrag zu Pater Georg hielt und von Christoph Kentrup SJ - der seine Predigt zum Gedenkgottesdienst einer breiten Öffentlichkeit vorstellt.

Kentrup zitiert Pater Georg, der in der Zeit des Nationalsozialismus schrieb: "Die gegenwärtigen Verhältnisse in Deutschland sind für mich ungemein schwer tragbar, ja fast unerträglich: Beschimpfungen und Zerschlagung alles dessen, was mir teuer und lieb ist: monarchische und dynastische Traditionen - Auflösung Sachsens - Beschimpfungen des Andenkens meines Vaters - Verwerfung der ganzen Vergangenheit - vor allem die Blasphemien, die Beschimpfung Gottes, Christi und seiner Kirche ... Einengung der apostolischen Arbeiten, scharfe Überwachung... Die Wirkung von allem ist ein ungeheurer fast lähmender Druck fürs Gemüt ...". Diese Worte zeigen eindrücklich, wo Georg von Sachsen stand, als Kronprinz genauso wie später als Geistlicher und als Jesuit. Er fühlte sich seinem katholischem Glauben, der Geschichte, der Tradition und seiner Familie verpflichtet. Das war ihm Basis und Ansporn des Handelns. Ein Handeln, das nicht rückwärts gewandt war, sondern inmitten schwieriger Zeiten nach Möglichkeiten suchte, wie der Glaube in der Diaspora gelebt und bezeugt werden kann. Jesuitenprovinzial Franz Meures schreibt im Vorwort: "Als Sohn eines katholischen Königshauses inmitten einer evangelischen Umgebung brachte Pater Georg ideale Voraussetzungen für sein späteres Wirken in der Diaspora mit, konnte er der 'kleinen Herde', den Christen in der Vereinzelung, Mut machen für den 'kleinen Weg', Zuversicht vermitteln für den Einsatz für andere nach dem Vorbild Christi und Stärkung in der Überzeugung, Keimzelle der Einheit, der Hoffnung und des Heils zu sein." Um seine Ideen den Christen zu vermitteln, begann Pater Georg eine umfangreiche Vortragstätigkeit. Wichtig waren ihm dabei besonders auch Aspekte der wachsenden Ökumene. So sagte Pater Georg 1929 in Meißen: "Liebe ist das Gebot der Stunde im Verhältnis von Katholiken und Protestanten und darüber hinaus auch zu unseren jüdischen Mitbürgern." Pater Christoph Kentrup dazu in seiner Predigt: "Es ist erstaunlich, dass er damals schon den Bogen so weit schlägt und diese Worte findet, als ob er den heraufziehenden Ungeist kommen sah - Worte, die noch heute aktuell sind."

Georg von Sachsen wurde am 15. Januar 1893 in Dresden geboren. Seine Eltern waren Kronprinz Friedrich August von Sachsen, der spätere König und Luise von Sachsen, geborene Erzherzogin von Österreich-Toscana. Weitere Kinder sind die Prinzen Friedrich Christian und Ernst Heinrich sowie die Prinzessinnen Margarethe, Maria Alix und Monika. Nach dem Weggang der Mutter übernahm der Vater die Erziehung der Kinder. Wichtig war ihm dabei die Vermittlung des Glaubens. Früh lernten die Kinder Andachten zu halten, bei Tisch zu beten und vieles mehr. Auch den Unterricht wollte der Vater lieber in seiner Nähe haben, so wurde am Hofe eine Prinzenschule gegründet. Dabei kam Georg auch mit evangelischen Lehrern in Kontakt, deren Beispiel für seine spätere ökumenische Ausrichtung sicher prägend war. Nach seinem Abitur trat Kronprinz Georg 1912 in die sächsische Armee ein. Über den Ersten Weltkrieg -1914 bis 18 - schrieb er: "Die Behütung in diesem Krieg und die Läuterung durch diesen Krieg war eine große Gnade Gottes." Nach dem Zusammenbruch der Monarchien in Dresden erwachte sein alter Wunsch neu, Priester zu werden. Allerdings gab es Hindernisse zu überwinden, so waren sowohl Bischof Franz Löbmann (Dresden) als auch Adolf Kardinal Bertram (Breslau) zunächst der Meinung, dass Georg noch nicht aus der politischen Verantwortung für Sachsen entlassen ist. So begann Georg zunächst das Studium der Philosophie, die Theologie folgte. Am 29. September 1923 fand die Priesterweihe statt. Nach einer Zeit im Bistum Meißen trat Georg in den Jesuitenorden ein, wo er die Niederlassung in Berlin - das Canisius-Kolleg - mit aufbaute. In der Zeit des Nationalsozialismus stand er auf Seiten des Widerstandes. Am 14. Mai 1943 kam Pater Georg beim Schwimmen im Glienicker See ums Leben.

Wer mehr über das Leben von Pater Georg von Sachsen und über seine Zeit wissen möchte, der wird von der Lektüre des neuen Buches nicht enttäuscht sein.

Holger Jakobi

 

Verlag F. W. Cordier, Heiligenstadt 2004 (ISBN 3-929413-83-3), 4.90 Euro

 
       

 

 

 
 

Alle Rechte vorbehalten!


Dieser Beitrag erschien in der Nr. 17 (25. April 2004) der Katholischen Wochenzeitung Tag des Herrn. Die Veröffentlichung auf diesen Seiten erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Redaktion.

 
       

 

 
     

Seitenanfang

zurück

Startseite - Albert Prinz von Sachsen